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Alt 19.10.2008, 08:40
Verwandlung des Seins
#1
Elayne Bryne
Reisender
 
Registriert seit: 01 Oct 2003
Beiträge: 113
Verwandlung des Seins
~ verworrene Wege ~

„Und?“ die dunkle und rauchige Stimme erfüllte den Raum, drängte sich durch die Flammen der Kerze und ließ alles flackern und erbeben.

„Ist es das, was du dir erträumt hast? Alleine …“ kurz stoppte die Stimme, das Echo hallte an den Wänden wieder, die nur spärlich geschmückt waren, “überfordert … und unglücklich?“

Die Leere breitete sich aus, in dem Zimmer, in ihr und ihren Gedanken.

„Du bist eine schlechte Mutter …“ krächzte die Stimme weiter, nagte an ihrem Verstand ,“ eine schlechte Freundin und eine schlechte Frau … wieso glaubst du, will keiner mehr etwas mit dir zu tun haben?“ Ein Lachen erschallte, das Zimmer wurde kalt … schnell und nach Luft ringend stürzte sie aus diesem, ging langsam nach draußen.

Hastig ging sie weiter zur Haustür, öffnete diese ungeduldig und strömte der frischen und kühlen Luft entgegen. „Nein …“ keuchte Elayne.

„Was kannst du deiner Tochter denn bieten?“ ein höhnisches Lachen erklang, „sie wäre ohne dich besser dran.“

Tränen begannen sich eine Bahn über ihre Wangen zu ebnen, das Gefühl, das es stimmte, beschlich sie. Ihre Tochter war die einzige Person die sie liebte, aber auch die Einzige, die Schmerz erfahren würde, durch sie selbst, durch ihre Unfähigkeit Gefühle zeigen zu können.

„Genau …“ umschmeichelte sie die Stimme, “ohne dich … sie kann ein so viel besseres Leben kriegen. Ja selbst sogar durch Valore, der dich verraten hatte … Obwohl er ein Verräter ist, ist er ein besserer Mensch …“

Und das stimmte, dass wusste sie. Er wollte ihr helfen, nachdem er sie verlassen hatte, wollte ihr bei stehen, doch ihr eigener Stolz war ihr Untergang. Ein Entschluss machte sich in ihr breit, eine folgenschwere Entscheidung … ihr Kind war nicht sicher bei ihr, dass wusste sie. Ihre eigenen Unzulänglichkeiten würden sie in Schmerz stürzen, den sie ihre kleinen Caity nicht auszusetzen vermochte. Ihr ersparen wollte, um jeglichen Preis.

Selbst wenn das bedeutete, dass sie ihr eigenes Kind im Stich lassen müsste.

„Ihr wird es gut gehen .. besser, als mit dir …“ Sie schluckte hart, die Tränen waren nicht versiegt, sondern brachen weiterhin durch.

„Geh einfach …“ flüsterte ihr die Stimme zu.

Sie tat wie geheißen. Sie würde ihr Kind nicht in Unglück stürzen. Würde verhindern, dass sie selbst, das Übel wurde. Sie ihr Kind mit hinab ziehen würde.

Nein, das wollte sie ihrer Kleinen nicht antun. Nicht noch mehr sollte Caity durch Sie zu Schaden kommen.


**************

Schon lange nicht mehr konnte sie einen klaren Gedanken fassen, ihre Sinne waren wie vernebelt, ihre Wünsche unterdrückt und übertüncht von fremden Gedanken. Sie hatte schon längst keine Macht mehr über sich, doch sie genoss, keine Verantwortung, keine Rechenschaft …

Ihre Knie fühlten sich schwer an, der Boden war kalt und rau. Die Kathedrale war ein verlassener Ort, ein Ort, der gefürchtet wurde, gemieden wurde.

Nur bestimmte Leute suchten diesen Ort auf, verehrten ihren Besitzer und erhofften Segen und Beistand. Ihre Kapuze hing ihr über ihre Augen, ihr Blick war auf den Altar gerichtet. Nicht ein Mal schaute sie zur Seite, um die anderen Betenden zu begutachten.

Ihr Blick streifte den Priester, der vorne stand und aus tiefster Überzeugung zu Ihm betete.

Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sich erhob. Sie war überzeugt, dass nur er sie liebte, sie seine einzige und wahre Anhängerin war. Die Freuden die er ihr bot, konnte mit Sicherheit niemand anderes erlangen.

Orte, die verflucht waren oder als solche gelten, schreckten sie schon lange nicht mehr ab. Menschen, die anders dachten waren ihr zuwider und verdienten nur ihre Verachtung.

Und wenn auch nur einer daran dachte, sie zu stören, ja sogar wagte, gegen ihren Willen, sie anzufassen, musste ihre Mächte spüren, die durch sein Werk stärker als je zuvor waren.

Es war, als ob sie alles sehen könnte, doch alles verschwamm.

Der Wald in dem sie sich bewegte war dunkel, nur erleuchtet durch den Mond und durch seine Stimme, die ihr den Weg wiesen. Einige Meter noch und schon sah sie das kleine Dorf, die Kaschemme, die sich am Waldrand befand.

Schnell, aber gezielt richtete sich ihr Weg auf die Tür. Der Wirt nickte ihr zu, unmerklich. Ja auch er trug die Weinranke, irgendwo versteckt an seinem Körper. Anstatt sich an einen der Tische zu lassen, ging sie auf den Vorratskeller zu, öffnete die Tür, welche hinter einem Vorhang lag und huschte hinein.

Sie bahnte sich einen Weg durch die Kisten und Fässer, stieg dann letztlich eine Treppe hinab und wusste, dass sie hier unten nicht alleine war.

Die Wände vom Aufenthaltsraum waren karg und kalt, man sah, wie das Wasser von den Steinen rann und sich zu Pfützen am Boden versammelte.

Sie mochte keine Gesellschaft und die Gesellschaft mochte sie nicht, das wusste jeder und jeder ließ sie in Ruhe. Ihre Schritte führten sie zum Ende des Raumes, in dem Tische und Bänke standen.

Quietschend öffnete sie die schwere Holztür, zuerst mit einem Schlüssel geöffnet und trat dann hinein. Ihr waren andere Angelegenheiten egal, sollten sie tun was sie sollten. Sie kümmerte es nicht.

Sie musste nicht zu Mitteln greifen, um in einen Zustand zu gelangen, den andere durch Alkohol oder Kräuter erlangten.

Das Lachen der Gruppe vor ihrer Tür drang unheilverkündend in ihr Zimmer ein. Sollten sie doch ihre kleinen Feste feiern und sich betrinken, sich Übereifern. Doch wollte sie ihre Ruhe haben. Leise öffnete sie ihre Tür, das Quietschen durch einen Spruch unterdrückt.

Es kam oft vor, dass Leute im Rausch getötet wurden. Niemand bedauerte es, sonst würde es nicht so oft geschehen, doch was ihre Augen nun erblickten, durchflutete sie, wie kaltes Wasser.
Ihr Verstand rebellierte, lehnte sich gegen den Schleier auf und gewann.

„Nein!“ schrie sie, mit tiefer Stimme und rannte beinahe auf die Gruppe zu, die ein kleines Mädchen, wie eine Trophäe hin und her schubsten, mit ihr spielten, wie Löwen mit seiner Beute, bevor sie zuschlugen, wie ihre Gesichter diese hässlichen Fratzen annahmen, die sie zu genüge kannte.

Schnell griff sie nach ihr, nahm sie auf den Arm und rannte raus. Die Angst im Nacken, denn sie wusste, dass nun der Zorn auf sie immens war.

Um kein Aufsehen zu erregen, ging sie langsamer durch die Taverne, sprintete dann jedoch, als sie die Tür erreichte und geöffnet hatte, heraus und lief in den Wald hinein.

Das Mädchen hatte sich fest an sie gekrallt und schluchzte. Sie kannte diese Gegend gut, wusste, wohin sie musste, um das Mädchen in Sicherheit zu wissen. Sie wusste, dass nicht weit von hier ein Priester lebte, der sich Glaron unterworfen hatte und wusste, dass er sich um das Mädchen kümmern würde.

Eilig und laut klopfte sie an die Tür. Ein Mann, bewaffnet mit einem Schwert, trat hinaus und begutachtete sie mit abfälligem Blick. „Ihr, hier?“ hörte sie ihn sagen.

Dann sah er das Mädchen, bemerkte Elaynes gehetzten Ausdruck und schien zu verstehen. „Gebt sie mir!“ befahl er und nahm das Mädchen behutsam, nachdem Elayne ihm das Mädchen überreicht hatte.

„Verschwindet, oder wollt ihr, dass sie gefunden wird?“ raunte er. Sie drehte sich um, wollte gerade los rennen, als sie nur noch sein gemurmeltes „Glaron sei mit euch!“ vernahm und darauf hin die Tür geschlossen wurde.

Könnte sie sich verstecken? Danach müsste sie jedoch fliehen, denn ihr Gesicht wäre nicht mehr erwünscht. Ihre Überlegungen endeten jedoch abrupt, als sie das schmerzliche Ziehen an ihrer Hüfte bemerkte. Nicht mehr fähig weiter zu laufen, fiel sie hin. Die Weinranke glühte praktisch, versetzte sie in Schmerzen, die sie lange nicht mehr gespürt hatte.

Es wurde schlimmer, als sie die Schritte und die knacksenden Äste vernahm, die näher zu kommen schienen.

*************

„Nicht bewegen…“ flüsterte ihr eine Stimme zu, die ihr das Gefühl von Sicherheit gab. Doch dieses Gefühl verflog schnell, nachdem sie sich nur Millimeter bewegte. Der Schmerz schoss durch jede Pore ihres Körpers. Sie fühlte, wie die Schwellungen in ihrem Gesicht, dieses zierten

Sie konnte beinahe jeden blauen Fleck und jede Wunde spüren, von den Schlägen der Anderen, die sich wie eine Krankheit über ihren Körper erstreckte.

Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, sie fühlte sich gefangen, selbst ihre Stimme versagte.

In ihr Sichtfeld bewegte sich eine Hand, die einen nassen Lappen führte. Vorsichtig tupfte diese über ihre geschundene Haut. Sie entspannte sich, schloss ihre Lider, doch selbst das Schlafen fiel ihr schwer.

*********

Stöhnend betastete sie ihr linkes Bein, es schmerzte und war steif. Der Heiler hatte ihr gesagt, dass sie wohl nie wieder normal gehen könnte. Das ihr linkes Bein ihr immer schmerzen würde und sie zum gehen einen Stock benötigen würde.

Ein bitteres Lachen entrann ihrer Kehle. „Wir können zwar nicht deinen Körper heilen …“ sprach die Schwester, die sich tag ein um sie gekümmert hatte, „aber wir können dir helfen.“

Ja, Schwester Triana hatte schon seit sie im Kloster angekommen war, versucht, sie zu bekehren. War nicht abgeschreckt durch das Zeichen des Volos und stand ihr die eineinhalb Jahre bei, die ihre Genesung dauerte.

Ihr Blick streifte durch ihren Raum. Er war spärlich eingerichtet, doch strahlte eine Freundlichkeit aus, die sie zuletzt bei ihren Eltern empfunden hatte. Der Blick aus dem Fenster erfasste eine weite Landschaft, an deren Ende eine Küste und das Meer zu sehen war. Die Briese, die stets auf dem Innenhof anzufinden war, erinnerte sie an Heimat. An Moonglow.

Schnell verdrängte sie den Gedanken, ehe Tränen ausbrechen konnten und ehe Schwester Triana diese bemerkte. Noch wusste sie nicht, welche Verbrechen Elayne begangen hatte und am liebsten würde sie diese für immer vergraben.

Wieder einmal stand Triana ihr bei, sie fragte nie nach, nahm Elaynes Schweigen hin und schien geduldig darauf zu warten, bis Elayne selbst von sich Preis geben würde.

„Meint ihr, Adoria hat Platz für eine Sünderin?“ erklang ihre Stimme schwach, schien im Raum zu zerbrechen. „Adoria ist eine gütige Göttin und ich bin sicher, dass sie sich eurer erbarmen würde, egal wie eure Vergangenheit ausgesehen haben mag."

Elayne hob ihren Blick und begegnete Trianas. Sie konnte nicht länger schweigen, allein schon, weil Triana ihr zur Seite gestanden hatte. Sie schuldete es Triana, sie, die ihr so bedingungslose Unterstützung geboten hatte hatte, sie pflegte. Sie beruhigte, wenn sie Schweiß gebadet aus den Träumen erwachte, sie tröstete, wenn diese Träume um Sie gingen, ihr Halt gab.

„Setz dich lieber …“ flüsterte Elayne beinahe und rechnete damit, nach dem Ende dieser Erzählung, die Unterstützung von Triana verloren zu haben.

*********

Mit langsamen Schritten betrat sie die große Halle des Klosters, der Stock, den sie führte, klackte im Rhythmus ihrer Schritte. Mit ehrfürchtiger Miene schritt sie voran. Links und Rechts von dem breiten Gang gingen viele Türen ab.

Bei einer der letzten wandte sich Elayne nach links und trat hinein. Priester Jakob wartete schon, ein Lächeln auf den Lippen.

„Ich dachte schon, ihr kommt nicht …“ scherzte er und bedeutete ihr, sich zu setzten. Mit einem Nicken leistete sie Folge und ließ sich auf den Stuhl nieder.

„Wie lange seid ihr nun schon hier?“ Jakob hob fragend seine Brauen und betrachtete sie mit einem intensivem Blick.

„Knapp 4 Jahre …“ antwortete sie und seufzte daraufhin.

„Obwohl ihr schon so viele Fortschritte gemacht habt, bestraft ihr euch immer noch.“ Sprach er dann langsam, mit ruhiger Stimme.

Mit überraschter Miene blickte sie auf. „Ich … bestrafe ..“ doch er unterbrach sie.

„Ihr habt eure Sünden bezahlt, habt gebetet, habt gearbeitet, habt gelitten …“ sein Blick wandte sich ihrem linkem Bein zu. „Ihr habt studiert , eure Kraft zu Dingen benutzt, die ihr früher nie in Erwägung gezogen habt und seid so weit gekommen. Und trotzdem lasst ihr eure Erfolge nicht zu. Ihr vernichtigt sie, haltet sie hinter geschlossenen Türen. Ich kann euch sagen, dass ihr nicht glücklich seid, hier nicht. Hier liegt nicht eure Zukunft und das wisst ihr.“

Ihr stockte der Atem, sie war unfähig etwas zu sagen.

„Ihr versteckt euch, aus Angst und aus Schuld, doch lastet diese nicht mehr länger auf euren Schultern, denn ihr seid rein. Adoria nahm sich eurer an und akzeptierte euch. Zeigt es euch nicht, dass eure Sünden vergeben wurden?“

„Nicht alle …“ krächzte Elayne, ihr Atem kam stoßweise. „Sie wird mir nie vergeben!“ Sie schluchzte kurz, schien es dann aber unter Kontrolle zu bringen.

„Lasst mir noch Zeit!“ ein flehentlicher Ausdruck lag in ihren Augen ,“ich bin noch längst nicht so weit. Ich möchte noch hier bleiben.“

„Nein!“ sagte er bestimmt und setzt eine traurige Miene auf.

„Ihr habt das Kloster lange genug als Versteck und Entschuldigung benutzt. Jeder hier vertraut euch, würde sein Leben in Eure Hände legen, soviel Vertrauen wird in euch gesteckt.“

Nachdem sie nichts erwiderte, sprach er weiter „Das Kloster wird eure Reise finanzieren. Egal wohin es euch verschlägt, aber meldet euch, wenn ihr gut angekommen seid.“ Damit schien das Gespräch beendet. Wie vor den Kopf gestoßen erhob sie sich und ging hinaus.

************

Mit wehmütigem Blick betrachtete sie ihr Zimmer, das Regal, das leer stand, ihr Bett, auf dem kein Laken mehr gespannt war, ihr Schreibtisch, auf denen nicht wahllos Schriftrollen verteilt lagen.

Hier konnte sie lernen und lehren. Hatte sich auf das Wesentliche konzentriert und gelernt, wie sie ihre Magie einsetzen kann. Der Zorn, der sie seid ihrer Jugend zu erfüllen schien, wurde aus ihr gesaugt, wie das Gift einer Schlange.

Noch immer verstand sie sich auf Beschwörung und Wandel, doch hatte sie begriffen, dass Angriff nur Wut erzeugt.

Natürlich war es ihr möglich, ihr verletztes Bein kurzfristig wieder zu heilen, indem sie sich verwandelte. Sie braucht die Unterstützung, die ihr das arkane Gewebe zu geben schien. Aber genauso wenig wollte sie vergessen, was sie durchgemacht hatte.

Ihr Bein war eine gute Erinnerung an all das, doch konnte sie auch damit leben, wenn dieses in der Zeit der Verwandlung nicht mehr schmerzte.

Im Weg der Heilung lag die Wurzelns Macht. Das Kloster hatte eine Bibliothek, die gefüllt mit Wissen um Heilung war. Gefüllt mit dem Nötigen, dass sie brauchte, um diese Kunst zu beherrschen und um sich dieser Herr zu werden.

Selbst wenn es nicht viel war, was sie ausrichten konnte, immerhin könnte sie Gutes bewirken.

Mit steifen Schritten verließ sie ihren Raum, verließ das Kloster, ihre Freunde.

Der Weg, den sie wählte, würde nicht leicht werden. Sie erwartete keine Vergebung, kein Mitleid, keine Liebe. Einzig und allein, sollte Sie wissen, dass es nicht Ihre Schuld war, dass Sie perfekt war und niemals ein Makel sie erreichen könnte.
Elayne Bryne ist offline  
Geändert von Elayne Bryne (20.10.2008 um 23:25 Uhr).
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Alt 21.10.2008, 00:34
#2
Elayne Bryne
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Britain. Stark, unnachgiebig und strahlend.

Einst hatte sie dieses Bild gehabt. Doch verflüchtigte sich der Eindruck, nachdem ihr Schiff am Hafen angelegt hatte. Ihr weniges Gepäck wurde in ein Gasthaus in der Nähe gebracht, sodass sie sich in Ruhe wieder einfinden konnte.

Die Dunkelheit, die auf das Land hernieder drückte, schienen diese Eindrücke nur noch zu verschlimmern. Und jetzt, wo sie etwas von verschärften Regeln, was die Nutzung von Magie in der Öffentlichkeit anbelangte, wirkte dieses Land surreal als zuvor.

Nicht mal einen kleinen Nachtsichtzauber erlaubte sie sich, auch wenn es ihren Weg um ein vielfaches vereinfacht hätte.

Sie mochte schon gar nicht mehr zählen, wie oft sie schon über Äste oder Steine gestolpert war. Ihr linkes Bein schmerzte deswegen auch mehr, als sonst.

Der Tala, der Schneider, die goldene Ente, das Badehaus und der Park. Alles Orte, mit denen Elayne viele gute, aber auch schlechte Erinnerungen verband.

Ihr Weg führte sie, ohne dass sie es bewusst steuerte, zur Bibliothek. Mit ehrfürchtiger Miene trat sie ein, Ewigkeiten war es her. Ihre Finger strichen sanft über die Einbände, zogen hier und dort ein paar Bücher raus, saugten jenes Wissen quasi in sich auf.

Ein Buch über die Schwingen. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Etwas Greifbares. Wie sehr vermisste sie ihre alten Freunde. Doch hatten sie auch Elayne vermisst?

Ihr plötzliches Verschwinden, die Gräueltat, die sie dadurch begangen hatte und die Tatsache, dass sie keinen Kontakt aufgenommen hatte, würden nicht gerade für sie sprechen.

Sie ging weiter, als diese Gedanken zu sehr an ihrem Verstand nagten und zog ein Buch heraus, dass in braunes Leder eingebunden war.
Ihr wäre es beinahe aus der Hand gefallen, wie ein zu heißer Topf, nachdem sie die Aufschrift gelesen hatte. „Beschwörungen“
Eilig stopfte sie das Buch zurück zwischen andere Exemplare.

*************

Mit ausdruckslosem Gesicht betrachtete sie zuerst die Häuser, am Hafen Moonglows. Nicht vieles, was sich verändert hat. Selbst der dampfende Kessel. Mit steifen Schritten wandte sie sich Süden zu. Ihre Suche galt Ihr, doch bevor sie jemanden fragen würde, musste sie selbst alles Mögliche versuchen.

Sollte sie den Weg durch den Wald nehmen? Oder wäre er zu gefährlich, jetzt, wo alles ziemlich deprimierend erschien.

Trotz schlechten Gefühls wählte sie den altbekannten Weg durch den Wald, Gefahren waren nie wirklich da gewesen. Doch sie irrte sich, es lebten Gestalten in diesem Wald, denen sie vorher nie begegnet war. Zusätzlich vermittelte das Gebäude, dass sich schwach über den Wald auszeichnetete, kein gutes Gefühl. Etwas unheimliches lag hier in der Luft.

Endlich. Der Wald endete und vor ihr lag das Gebäude des Kreises. Ein Gebäude, dass Elayne immer mit zuversicht erfüllt hatte.

Doch herrschte hier kein Leben, genauso wenig wie am Hafen, alles schien ausgestorben. Nur die unheimlichen Geschöpfe der Finsterniss bahnen sich einen Weg durch dieses Land.

Innerlich erschauderte sie. Der Gedanke an diese Kreaturen und die Atmosphäre ließ sie nicht aufatmen.

Einige Zeit besichtigte sie das Gebäude. Die große Halle sah genauso pompös und umwerfend aus, wie zum fertigstell des Baus.

Wann wohl das letzte Mal eine Sitzung abgehalten wurde, auf diesen Stühlen? Wann das letzte Mal ein wissbegieriger Novize fragen stellten, die selbst einem erfahrenen Arkanen zu denken gaben?

Die Antwort wollte sie lieber nicht hören. Mit einem Seufzen wandte sie sich um. Zurück zum Hafen, diesmal über den festen Weg.

Letztendlich war sie wegen Ihr hier. Wollte sie finden, wissen, wie es ihr geht. Wenn es ihr gut geht, so würde Elayne sich freuen, würde sie Sie ansprechen? Eine Frage, deren Antwort noch auf sich warten lässt.
Keine Spur von ihr, kein Haus, kein Name, keine Auskunft.

Lediglich Aledans Haus fand sie, wobei sie an diesem rasch vorbeiging, aus Angst und Schuld.

Würde Sie vielleicht woanders sein?

*************

Valore tot, Caitlynn adoptiert, Moonglow beherrscht von der schwarzen Kunst, die Dunkelheit.

Zuviel schwirrte in ihrem Kopf, ein wunder, dass sie noch nicht schreiend aufgesprungen war und einfach aus dem Gasthaus rannte. Nein, das wäre ein etwas unpassender Abgang geworden, zumal ihr Auftritt auch nicht glänzte.

Ramirez, ein alter Freund, er war froh darüber, dass sie wieder da war. Und sie freute es zutiefst, denn immerhin wusste sie, dass es jemanden gab auf den sie sich mit Sicherheit verlassen konnte. In Fenisthal hatte sie sich immer gut gefühlt. Es war Großzügig und sehr edel von Ramirez ihr eine Untekunft zu bieten. Sie nahm es dankend an, freute sich, denn auch Kyra war anwesend.

Doch, vielleicht tat er es mit Absicht, oder er wusste nicht, auf welche Wunde er geschlagen hatte, fing Ramirez mit dem Thema an, das Elayne am unangenehmsten war. Caitlynn.

Nadira, ihr kam der Name sehr bekannt vor, hatte sie adoptiert. Und soweit sie wusste, gehörte sie diesem Stamm an. War Sie jetzt eine Amazone?

Es traf sie, wie frei Ramirez darüber sprach und vor wie vielen. Aber wahrscheinlich dürfte sie sich nicht beschweren, sie würde damit leben müssen, mehr als genug Kritik zu bekommen. Und sicher keine positive, soviel stand fest.

Valore ist tot. Etwas, dass sie, als Ramirez es ihr sagte, nur am Rande mitbekommen hatte. Jetzt jedoch, wo sie alleine war, konnte sie über die Tragweite des Ganzen nachdenken. Wann war er gestorben? Bei einem Feuer? Trauer übermannte sie, der Schock war noch tief in ihr. Dabei hatte sie gedacht, sie könnte sich nach all den Jahren mit ihm aussprechen, ihre Fehler versuchen zu entschuldigen.

Nein, das war ihr nicht vergönnt. Diese Schuld konnte sie nie wieder begleichen.

Und was war mit Caitlynn? Wie hatte Sie dies verkraftet? Erst Ihre Mutter, dann Ihr Vater. War Sie glücklich gewesen bei Nadirah? Konnte Sie überhaupt glücklich werden, nach den Tragödien in diesen jungen Jahren?

Was machte Sie jetzt? Wo war Sie?

Zuviele Fragen, zuviel.

Sie bemerkte kaum, wie ihr langsam die Tränen die Wangen hinunter glitten, während sie darüber nachdachte, das ihr Verschwinden mehr Schaden angerichtet hatte, als es vermieden hat.

Schluchzend wischte sie sich diese weg und stand auf. Sie bewegte sich unruhig hin und her, versuchte sich abzulenken. Doch auch ihr Bein schien ihr mehr als auf die Nerven gehen zu wollen.

Ansich tat es nicht weh, wenn sie normal ging. Doch noch war sie sich zu stolz, um zuzugeben, dass sie nicht mehr richtig laufen konnte, zumindest, dass sie hinkte. So versteckte sie es, spannte ihre Muskeln an und ihr Bein schmerzte.

Sie hoffte; ja betete um Adorias Beistand. Wo sie nicht mehr ruhig denken konnte, hoffte sie, dass Adoria ihr Besonnenheit schenkte, um die Dinge vielleicht anders betrachten zu können.
Elayne Bryne ist offline  
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Alt 21.10.2008, 17:10
#3
Elayne Bryne
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Mit einem fast zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht betrachtete sie ihre Notizen, die sie sich über einige Bücher in der Bibliothek zu Britain gemacht hatte.

Felris Invalon
Gebrechen I: Grundlagen
->Je älter, desto gebrechlicher

*Krankheit: Erkältung bis zum Tod
*Siechtum: Folge von Krankheit
*Gebrechen: Körperliche Beeinträchtigung

Gebrechen II: Krankheit
-> Zuge von körperlicher Schwäche
-> Schwächen Körper noch mehr

Gebrechen III: Siechtum

-> Körper leitet Tod ein / Zerfall ein

Gebrechen IV: Schmerz
-> Phantomschmerz / Physischer Schmerz
-> Bewusstlosigkeit => These von Invalon:Anzeichen für Einleiten des Todes
Antithese: Natürlicher Schutz um den Körper vor Zerfall zu bewahren.

Julius Keldor
Über die Reineit der Magie I
-> Reinheit des Blutes bestimmt Magiebefähigung
=> Schwachsinn. Sogenannte "Reinheit des Blutes" Möglichkeit, um sich als Adel auszuweisen.
Blut nur in der Hinsicht eine Bedeutung, wie es auf die Schwingungen des Arkanen Gewebes
reagiert.

Über die Reinheit der Magie II
-> Aufruf zur Rebellion

Haz Randell
Antithesis zur Reinheit
-> Widerlegt die Theorien in "Reinheit der Magie" argumentativ gut und logisch.

Rajanh Narebo
Grundlegende Magie I
-> Allgemeinwissen über Magie und Arkanes Gewebe

Aledan Celnath
De Magice - Reihe
-> Erklärung der verschiedenen Aspekte der Magie

Temperamente der Magie

-> "Magie ist Magie - nutze ein Messer
zum Schneiden von Brot oder zum Töten eines Menschen. Es ist nur ein Messer."

Arian Karex
Magie des Ursprungs
-> Magie aus Elementen entstanden. Ja! Denn Arkane Gewebe bemächtigt sich des Lebens der Natur.

Kalian Karex (interessant -> Schwarzmagischer Adept?)
Das magsche Gewebe
-> Elementarismus. Schon bekanntest.

Leano Gorak
arkane Künste I
-> körperlich und seelisch lernen / wachsen

Astoran Volaris
Kreative Magie
-> Faktoren, wenn man einen Spruch spricht.
1. Der Wirker selbst (Konzentration, Wissen etc.)
2. Reagenzien
3. Worte der Macht

Eigene Thesen:
Nachhaltigkeit von Zaubersprüchen?


Auch wenn ständig die Frage nach dem Verbleib von Caitlynn in ihrem Kopf herumschwirrte, wollte sie sich nicht nur darauf konzentrieren. Die Dunkelheit vermag ihr einige Dinge einzureden, die es vielleicht nicht gibt.

Selbst wenn sie Sie unbedingt finden will, so kann nur Adoria sagen, wann es soweit sein wird. Sie hatte ihrer Führung schon seit 4 Jahren vertraut und diesmal könnte sie es wieder tun.

So konnte sie nicht mehr tun, als Bücher welzen, etwas das ihr immer befriedigung verschaffte.

Als sie damit fertig war, ging sie zum Zauberladen, wo sie einige Reagenzien benötigte.

Es war Zufall, dass sie ausgerechnet jetzt an diesem Park, an dieser Bank vorbeigegangen war.

*****************

Natürlich. Sie hätte nach Ihrer Hand greifen können, sie wegschlagen oder aufstehen können. Aber nein, erstens wusste sie, dass Caitlynn es sofort erraten hätte – sie war wirklich nicht auf den Kopf gefallen! – und zweitens, sollte sie es sehen. Sollte … was auch immer sie sollte. Sie hat es getan.

Ein Blick auf Sie genügte, auch wenn sie nur die Augen sah, sie wusste es. Diese Augen mussten ihr gehören, als sie dann Ihren Namen nannte, wusste sie es.

Hätte sie Lügen sollen, als Sie nach ihrem Namen gefragt hat? Nein. Das wäre nicht fair. Hier musste sie ehrlich bleiben, Rede und Antwort stehen, ohne Ausflüchte.

Sprachlosigkeit übermannte Sie, als Sie, nachdem Sie Elaynes Namen gehört hatte, den Schleier, den sie tragen musste, um sich nicht bei Nadirah anzustecken. Elayne jedoch bangte, traute sich nicht die ersten Worte zu sprechen. Wie hätte sie es wagen können, Sie anzusprechen. Gar um Verzeihung zu bitten? Nadirah versuchte Sie zu beruhigen, doch letztlich rannte Sie weg.

Vielleicht hatte sie nicht die richtigen Worte gewählt, aber vielleicht waren die Worte egal, denn wie sagte man so schön? Taten zählen mehr als Worte.

Sie musste versuchen nocheinmal mit ihr zu reden, ihr Zeit zu geben, denn es war zu plötzlich geschehn, sie konnte sich darüber keine Gedanken machen. Verständlich, dass sie weggelaufen war.

Wäre sie, wenn es körperlich besser ginge, hinterher gelaufen? Eine Frage, auf die sie schon wieder keine Antwort wusste.

Mittlerweile war sie wieder in Fenisthal, die Feder über ein Blatt Pergament haltend. Bald würde ein erster Tintenfleck auf das Papier tropfen, doch bevor es passierte, schrieb Elayne mit geschwungener und feiner Handschrift:

Caitlynn,
ich weiß, ich habe nicht das Recht, danach zu fragen, aber bitte treff mich –


Wo treffen? Wo wäre ein geeigneter Ort, sich in Ruhe zu treffen, ohne, dass zuviele Neugierige zuschauten?

Britain? Vielleicht. Moonglow? Nein, sie wüsste nicht wo, außer im Gebäude des Kreises. Fenisthal? Konnte sie Sie bitten, einen so weiten Weg auf sich zu nehmen? Wohl kaum.

Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Der Kreis, es war ein Ort, der Neutralität ausstrahlte und für Sie eine Rückzugsmöglichkeit bot.

Doch ihr mochte es nicht in den Sinn kommen, was Nadirah gesagt hatte. Valore hatte Caitlynn alleine gelassen? Das hätte sie nie erwartet. Wo er doch immer für Sie da war, für Elayne immer da sein wollte.

Auch dafür musste sie sich entschuldigen, wenn Caitlynn eine Entschuldigung überhaupt hören wollte, geschweige denn akzeptierte.
Elayne Bryne ist offline  
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Alt 04.11.2008, 02:07
#4
Elayne Bryne
Reisender
 
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Auch wenn die Dunkelheit über uns schwebt,
das Licht im Sterben liegt,
die Hoffnung auf Wegen verzerrend schreit
und die Machtlosigkeit um sich greift.

Mein Wille ist Stark,
deine Hand führt mich Weise,
mein Glauben gerichtet,
auf einen Sonnentanz.

Glänzend durch die letzten Sphären,
strahlend, jeden blendend.
Doch niemand blind, jeder erleuchtet,
dein leuchtend Weg folget
.


Mit einer sanften Bewegung zog sie die Vorhänge zur Seite, die Augen verengt, versuchend etwas zu sehen. Doch es ging nicht, die Dunkelheit war überall.

Selbst das kleine Licht, schien nicht mal in der Lage zu sein, die Dunkelheit zu bekämpfen. Es gab Schatten und doch wusste sie, dass eine jedwede Existenz ein Gegenstück hatte. Fenisthal war nicht dunkler oder heller als andere Städte und doch wirkte es für sie wie ein Ort der Zuflucht, hier wurde sie aufgenommen.

Ramirez, trotz der Zeit, war immer noch ein Freund. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Schnell wirbelte sie herum, verfluchte sich jedoch beinahe und fasste zu ihrem linken Knie. Eine kurzfristige Linderung durch Magie war möglich, doch wollte sie nicht gegen das Gesetz verstoßen, selbst, wenn sie in ihrem Zimmer, die ihr so vertrauten und wichtigen Rituale durchführte.

Bis sie wusste, was sie tun konnte, musste sie ruhig bleiben. Die Kerze füllte das Zimmer trostspendender als sie zuerst angenommen hatte, die Dunkelheit die sich von draußen reindrängte, schien die Nacht in Flammen aufbrennen zu lassen.

Mit einem Seufzen wandte sie sich dem Tisch zu, auf dem mehrere Papiere lagen.
Notizen über bestimmte Sachverhalten, Zeichnen über die Anatomie von Menschen und verschiedenen Tieren, ausgeliehene Bücher und Briefe.

Umsichtig setzte sie sich an den Tisch und zog ein leeres Blatt Papier hervor. Mit Absicht vermied sie es, ein bestimmtes Papier herauszuziehen. Lag es doch schon eine kleine Ewigkeit, wartend auf den Abschluss, auf dem Tisch. Es dauerte einige Minuten ehe sie tatsächlich anfing, das Papier mit Farbe zu ertränken.

Priester Jakob, Schwester Triana,

ich hoffe ihr verzeiht mir, dass mein Schreiben erst jetzt Euch erreicht. Ich könnte sagen, dass ich viel zu tun hatte, doch die Wahrheit ist, dass ich mich noch nicht traute.
Ich habe die Reise gut überstanden und konnte auch schnell eine Unterkunft finden.

Der Baron von Fenisthal, von dem ich euch eins erzählte, gab mir einen Platz in seinem Gasthaus. Ich bin ihm sehr dankbar. Sonst gibt es nichts weiter zu berichten.
Mir geht es gut, ich hoffe im Kloster läuft alles nach Plan?

Möge Adoria euren Weg geleiten,
Elayne B.


Mit gerunzelter Stirn und skeptischer Miene las sie den Inhalt des Briefes noch einige Male durch, schien dann jedoch zufrieden zu sein. Obwohl sie am liebsten ganz auf diesen verzichtet hätte, zugegeben, ihr gefiel es nicht, dass sie praktisch vor die Tür gesetzt wurde – da kann man einen gewissen Trotz schon verstehen.

Sie faltete den Brief und steckte ihn in einen Umschlag. Später könnte sie einen Boten finden, der dieses Schreiben an den Hafen, zum richtigen Kapitän bringen würde.

Unschlüssig blickte sie sich um, sie wusste nicht wirklich, was sie tun konnte. Immer noch hingen die Gesprächsfetzen mit Nadirah in ihren Gedanken. Sofortige Traurigkeit überfiel sie, als sie an den Gesundheitszustand dieser dachte. Wenn sie helfen könnte, würde sie es tun, sollte Sie doch nicht schon wieder eine wichtige Person verlieren.

Ihr Blick verfinsterte sich. Schnell bräuchte sie Ablenkung, suchend glitt ihr Blick – beinahe hastig – durch das Zimmer, als sich dieser auf ein Buch legte.

Und dein ist was in Ewigkeit erstrahlt und alles glänzend,
mein ist, was in endlicher Ewigkeit an dich glaubt und niemals versagt.

Nur dein Name vermag es mich zu erreichen,
dein Ruf heller als jeder Glockengesang,
dein Bild wie eines Wesens ohne Konkurrenz
.


Mit einem sanften Lächeln strich sie über die Sätze, vorsichtig, sie wollte die Tinte nicht verwischen. Mühselig hatte sie diese Werke zusammen getragen, heimlich in den Bibliotheken des Klosters gestöbert, sogar schon in Britain und Moonglow nach solchen Werken Ausschau gehalten.

*******************

Und schon wieder stand sie am Fenster, blickte hinaus und ihre Gedanken waren nicht vor Ort, schwebten in Dimensionen, die nicht sein sollten.

Mitglied des Yil’danischen Ordens … es hörte sich fremd an, doch löste es in ihr eine Wärme aus. Sie mochte die Gesellschaft, die der Orden ihr bot. Durch ihre Tätigkeit als Diplomatin im Kreis kannte sie sich auch halbwegs mit den Gepflogenheiten des Ordens aus. Wer hätte sich träumen lassen, dass alles einmal diesen Lauf nehmen würde?

Sie hoffte eigentlich, dass alles ein Traum war. Aber das war wahrhaftige Träumerei. Würde doch alles einfacher. Auch wenn sie sich vorerst in die Arme des Ordens flüchtete, half es nichts, dass sie sich einigen Sachen stellen musste.

Doch würde ihr nur ein einziger einen Vorwurf machen, dann würde sie das nicht akzeptieren, außer es ist Nadirah, oder Sie. Nur Sie allein haben das Recht gepachtet.

Novizin des ersten Kreises hörte sich … nicht gut an, das musste sie schlucken, aber es half nichts. Im Endeffekt muss sie beweisen, welchen Rang sie verdient hat, wenn sie ihn erhält.

Es waren nun fast zwei Monate, die sie wieder da war. Vieles war neu und ungewohnt und doch kam ihr alles vertraut vor, sie hatte es vermisst. Ihre Heimat, Freunde, auch wenn sie von jenen nur wenige zu Gesicht bekam. Alleine schon die Dunkelheit verdeckte viele Gesichter.

Dunkelheit war etwas, dass sie ihr ganzes Leben begleitet hatte

… lebe im Licht und du wirst Schatten sein …Dabei kann die Dunkelheit nicht ohne Licht existieren, die Dunkelheit wäre auch keine Dunkelheit ohne Licht, es wäre nichts.

Leise beginnt sie zu murmeln: „Und es ist alles dunkel hier, die Welt steht still am Rande. Wenn die Dunkelheit erfriert, dann steht die ganze Nacht in Flammen…“ sie hielt inne, weiter wusste sie nicht mehr. Es war kein Gedicht, das sie aufgeschrieben hatte.

Leider fand sie, nachdem sie es gelesen hatte, nicht wieder. Lange blieb sie nachts schlaflos und versuchte die einzelnen Verse in die richtige Reihe zu formen. Irgendwann würden die Worte ihre Macht enthüllen, so wie alles, dass versuchte rätselhaft zu sein.

Nichts währte ewig, nur das Wissen darüber, dass es so war, blieb beständig.


*******************

Respekt. Sie empfand tiefen Respekt für Nephar, doch ihr Glaube galt ihr. Adoria. Diejenige, die sich aufnahm, auch mit Sünden und Verbrechen. Niemals hielt sie es ihr vor, quälte sie nicht mit vergangenem. Die strahlende hatte ihr die Kraft gegeben tatsächlich auf das Schiff zu steigen, tatsächlich dieses wieder in Britain zu verlassen, tatsächlich sich ihrer Vergangenheit zu stellen.

Adoria war es, derentwegen sie nie mehr die Hoffnung verlieren würde. Auf Regen folgt die Sonne und auf die Sonne der Regen. Die Hoffnung ist das, worauf man sich freuen und verlassen kann, denn diese wird nie vergehen.

In jedem Menschen steckt die Dunkelheit, man muss nur die Kraft haben, diese zu erkennen und mit sich in Einklang zu bringen, denn nur wenn man akzeptiert, kann man wahrhaftig sein.

Sie betete nicht zu Nephar, auch wenn es das richtige gewesen wäre, doch hätte sie ihren Glauben, ihren Wohltäter verraten und das würde sie nie. Ob Adoria ihren Weg in Ordnung hieß? Zumindest sauste noch kein Schwert, oder eine Hufe auf sie nieder, weswegen sie vermutete, die Gunst der Göttin erworben zu haben.

Sie gehörte dem Orden nicht an, wegen des Glaubens, sondern wegen der Gemeinschaft. Und da man dort einen fremden Glauben akzeptierte, spielte es für sie keine Rolle, dass sie weiterhin Adoria anbetete.

Es würde nie ein beleidigendes Wort über Nephar, oder einen anderen Gott über ihre Lippen huschen. Sie selbst hatte die Gegenwart eines Gottes noch gut in Erinnerung und könnte sich vor Phantomschmerzen wieder krümmen. Der Glaube findet einen, warum sollte sie also andere davon überzeugen, zwanghaft, etwas annehmen zu wollen, dass vielleicht noch nicht bereit für sie war?

Der Großmeister erhob den Kopf, der Orden begab sich in Bewegung. Diese grauen Tage verdammten alle dazu, anstatt mit einem Reisetor zu reisen, zu Fuß laufen zu müssen. Perfekte Bedingungen für sie. Mit skeptischer Miene betrachtete sie ihr Bein, müsste es halt einiges aushalten.

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Keuchend stütze sie ihre Hände auf die Knie, Blut rann aus ihrem Mundwinkel. Sie wurde niedergestreckt. Erbost über ihre eigene Unvorsichtigkeit und diesem verdammten Vieh, presste sie die Zähne aufeinander. Jetzt konnte sie schon ihren Kiefer protestieren hören.

Zu lange befand sie sich in der Obhut des beschützenden Klosters. Es war Zeit, wieder um einiges aktiver zu werden, dachte sie grimmig. Die Arkanen des Ordens halfen ihr sogleich, es war zum Glück nichts Ernstes. Nur ein magischer Schock. Ramirez sei Dank, hatte er sie durch seine Kräfte schnell zu Bewusstsein bringen können. Hatte er Schmerzen aufgenommen, um sie zu heilen? Es hätte schief gehen können.

.
.
.

Ein zufriedener Ausdruck lag in ihren Augen, das Einhorn. Perfekt, strahlend und so voller Erhabenheit. Es war eine Ehre, Adoria sehen zu können. Könnte sie, würde sie nie wieder die Augen schließen. Doch da anatomisch Unmöglich versuchte sie jenes Bild bis in alle Ewigkeiten in ihr Gedächtnis aufzusaugen.

Sie schaffte es mit Formeln und Lehrbüchern, sollte dies doch wirklich ein Klacks für sie sein. Gesättigt an dem Blick ließ sie den Blick über die Runde schweifen, die Dunkelheit schien nun natürlicher Gründe zu sein, die grauen Tage lagen über dem Himmel.

Und da sah sie Sie. Umarmte Nadirah, ihre Mutter. Auch wenn sie einen Stich fühlte, konnte sie – obwohl sie es nicht fühlen wollte – Glück spüren. Glück für Sie und Ihre Mutter.
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Alt 17.11.2008, 23:31
#5
Elayne Bryne
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Sie konnte sich noch den Schmerzensschrei verkneifen, als sie aus dem Bett aufstand. Ihre Oberschenkel schmerzten höllisch. Etwas, dass sich gut anfühlte, jedoch seit Jahren nicht mehr ihren Körper durchdrungen hatte.

Ein kurzes, fast ungläubiges Lachen vibrierte durch ihren Körper, kurz danach erhob sie sich und ging schweren Schrittes zum Schrank. Der Winter vermochte zwar nicht in ihr Zimmer einzudringen, doch durchaus in ihre Knochen, wenn sie wieder einmal draußen war.

Sie zog sich dünne Kleidung über, welche fester am Körper saß und danach die Lederrüstung, damit diese nicht auf ihrer Haut scheuerte. An Stellen wie Kniekehle und Armbeuge versuchte sie es möglichst isoliert zu halten. Sollte die Wärme doch länger in ihr verweilen.

Ihr Haar band sie zu einem Zopf, den sie weit oben ansetzte. Einige Strähnen fielen jedoch heraus und umrahmten ihr Gesicht.

Muskelkater war immer etwas, dass sie genoss, denn es zeigte, wie lebendig man war. Und Adoria wusste, dass sie es im Moment sein musste.

Ihr Weg führte sie aus dem Gasthaus zum Stall, wo sie vom Stallburschen ihr Pferd abholte, welches anscheinend wieder einige Zicken anstellte. Sie nickte, entschuldigte sich und bedauerte – nahm davon jedoch weniges wirklich auf, denn was konnte sie schon dafür, dass sie einen solchen Sturkopf erwischt hatte?

Gut, Herr Fenthe hatte zwar erzählt, dass Hengste etwas impulsiver sind, aber dieser war ein reiner Explosionstrank.

Doch bevor es nach draußen ging, in die Kälte, die jetzt schon den Atem in Eiswölkchen verwandelte, musste sie sich um Loron kümmern. So wie sie gelesen hatte, brauchte ein Pferd, um sich wohl zu fühlen, eine Vertrauensperson. Vielleicht würde dann mit der Zeit auch sein Verhalten besser? Vielleicht.

Sie nahm Loron an den Zügeln und führte ihn etwas beiseite. Seine Ohren waren zur Seite geneigt, sie schmunzelte. Anscheinend langweilte sich der Gute. Die Augen waren lebhaft und beobachteten anscheinend Elayne, seine Kiefer bewegten sich, obwohl er definitiv nichts gegessen hatte. Kurz schüttelte sie den Kopf. Eine neue Aufgabe war wohl an sie herangetreten. Sie musste unbedingt mehr über die Körpersprache von Loron lernen. Nur so konnte sie ein gutes Verhältnis mit ihm aufbauen.

Es soll ja auch schon Pferde gegeben haben, die ihre Herren nicht anerkannt haben. Das wollte Elayne beileibe nicht.

Sie nahm die Bürste zur Hand und strich ihn mit starker Hand über die Seite. Es waren zwar einfache Übungen, förderten jedoch auch ihre Muskulatur. Ihr Knie schien sich auf Grund der höheren körperlichen Arbeit angepasst zu haben. Jedoch, wenn sie sich unüberlegt bewegte, schmerzte es doch noch höllisch.

Nach einer Ewigkeit, nachdem sie ihn gestriegelt und seine Hufen gesäubert hatte – da fiel ihr ein, dass sie sich langsam um die … Behufung von Loron kümmern sollte. Wie nannte man es noch mal korrekt? Verdammt, dass sie sich so etwas einfach nicht merken kann – tänzelte Loron unruhig hin und her, wo er vorher noch recht entspannt dagestanden hatte.

Anscheinend spürte er, dass es nun langsam Zeit für den Ausritt wurde. „Schon gut, Großer!“ meinte sie dann lachend, ignorierte gekonnt den Blick vom Stallburschen und klopfte in einer liebevollen Geste Loron auf den Hals.

Nach einiger Zeit – sie beherrschte es nun wieder etwas besser, aber noch nicht perfekt – war Loron gesattelt – zumal man verstehen musste, dass Elayne eigentlich viel mehr mit beschworenen Pferden geritten ist – und auch Elayne fühlte sich langsam bereit.

Sie nahm Loron an den Zügeln, dieser folgte ihr willig, sein Kopf war erhoben, sein Hals schlug einen Bogen. Es wirkte sehr erhaben und imponierend.

Die Unterdachung war frei vom Schnee, doch knirschte es nun unter ihren Füßen und unter seinen Hufen, als sie auf diesen traten. Sie führte Loron etwas abseits vom Wolf und schwang sich, nicht ohne mit Hilfe eines Heilzaubers ihr Knie zu belegen auf diesen.

„Hopp, na mach schon!“ spornte sie ihn an und stieß ihm vorsichtig ihre Fersen in die Seiten. Mit einem anmutigen Trab begann er seine Bewegungen, der Schnee dämpfte seine Hufen und sein Atem flog ihr beinahe entgegen.

Die fast schon symmetrischen Bewegungen hatten etwas sehr beruhigendes. Etwas, dass Elayne über alles nachdenken lassen konnte.

Hatte sie Nadirah vielleicht zu viel verraten? Wie würde sie mit dieser Information umgehen und was würde sie Caitlynn sagen? So Elayne Ihr, wenn sie die Gelegenheit kriegen würde, sowieso alles sagen würde, wollte sie nicht, dass Sie ein falsches Bild vermittelt bekommt.

Obwohl … dafür war es wahrscheinlich schon zu spät. Doch ihre Bedenken warf sie schnell beiseite. Nadirah war ein aufrichtiger Mensch, hatte sie sogar ins Lager mitgenommen, ihr Ihre Unterkunft gezeigt und – etwas, was Elayne gleichermaßen amüsierte, sowie ärgerte – einen Paladin Adorias vorgestellt.

Eine spannende Unterhaltung, in dem es sich um Nephar, Adoria und den Yildanischen Orden drehte. Es hatte sie irgendwie mit Genugtuung erfüllt, dem Paladin trotz ihrer Zugehörigkeit zum Orden erzählen zu können, dass ihr Glaube nur Adoria galt. Doch hatte sie es Nadirah übel genommen, denn sie wusste, dass Elayne diesen Konflikt nicht eingehen will und soweit es geht, eine Stellungsnahme verhindern will.

Doch sei’s drum. Nadirah hatte ihre Gründe, würde sie diese hoffentlich früh genug erfahren.

Sie ließ Loron freie Hand, mittlerweile befand er sich im Galopp und fegte über hingefallene Äste und schwere Steine hinweg. Trotz des Schnees, der alles tückisch eben erschienen ließ, erkannte er Gefahren rechtzeitig.

Ein anderes Thema stieß bei ihr auf mehr Besorgnis und Furcht. So war sie ihm schon dreimal begegnet, als ob Adoria es wollte. Er redete von Macht, die sie erlangen könnte, von Wegen, die sie noch immer beschreiten könnte.

Doch sie fürchtete sich davor, dass diese Türen ihr das Licht abschnitten, welches sie, wie Pflanzen auch, zum Leben benötigte. Ihre Hände krampften sich ruckartig um die Zügel, Loron musste den Druck gespürt haben und verfiel nun in leichten Schritt, seine Ohren zeigen nach hinten, er wirkt verunsichert und wiehert kurz.
„Alles gut …“ meint sie dann mit sanfter Stimme. Eine Stimme, die sie, wie sie feststellte, nur bei Caitlynn benutzt hatte. Es verschlug ihr auf einmal den Atem.

Soviel, soviel dass sie verpasst hatte. So viele Geburtstage, so viele gute, wie schlechte Ereignisse, so viele Ratschläge, die sie nicht geben konnte und nie würde, soviel Leid, dass sie ihrer Tochter unwissentlich gebracht hatte. Sie konnte doch niemals hoffen, dass Caitlynn ihren Worten glauben würde …

Sie seufzte auf und ihre Gedanken kreisten wieder zu ihm und seinen Sohn. Sein Sohn und Sie? Immer noch versuchte Elayne nicht daran zu glauben, doch er hatte sie nie angelogen, ihr immer die Wahrheit gesagt. Sie wusste, sie musste seinen Worten einfach glauben.

Hoffentlich war er ein besserer Mann, als sein Vater es je sein würde. Allein um Ihretwillen.

„Solange sie ihn nicht beim Lernen stört …“ hallte dieser Satz von ihm immer wieder in ihren Ohren.

Hatte Sie ihn schon mal gestört und wie war seine Reaktion? Würde er ihr tatsächlich etwas antun. Wie sicher war sie überhaupt auf Moonglow, wenn ein solcher, von Macht wahnsinnig gewordener, Mann über dieses herrscht?

Und warum bei Adoria musste er Ihr unbedingt erzählen, welche Ereignisse Elayne und ihn verbanden? So etwas sollten Kinder nie über ihre Eltern erfahren, etwas, dass sie zwar nicht mehr ändern könnte und akzeptierte, doch hätte sie die Möglichkeit, wäre sie seinen Fängen am liebsten entgangen.

Sein Charme konnte einen umhüllen, einfangen. Er war wie ein Gift, das sich langsam, durch eine Wunde, in deinen Körper schleicht. Unbemerkt und geschickt dringt es in jede Pore, jede Ader und in jeden Gedanken ein den man hat und nistet sich ein.

Sie schüttelte sich, beinahe angewidert von der Vorstellung und ließ Loron um eine große Felsformation herum galoppieren.

Zuerst würde sie nicht so naiv sein und offen ein Wort gegen ihn sagen, immerhin war er mächtig. Das musste sie ihm zugestehen und er kannte Kräfte, die über vieles hinausgingen, was sich ein einfacher Bürger vorstellen mag. Doch sollte sie erfahren … sollte es je so gewesen sein … sie würde die Gelegenheit nutzen.

Er selbst sagte, dass sie einer der wenigen Menschen war, die er an sich heran gelassen hat. Was nützt all die Macht, all die Angst vor einen, wenn man am Ende niemanden hat, der einen den Rücken schützt.

Lorons Hufe scharrten über dem Schnee hinweg, auf etwas festen. Sie erkannte plötzlich, dass sie sich wieder in Fenisthal befanden. Sie lehnte sich nach vorne und legte ihre Arme um seinen Hals, passte jedoch auf, dass sie nicht abrutschte und schmiegte sich für einige Zeit an ihn. Der Schweiß der durch sein Fell drang klebte an ihr, doch es machte ihr nichts aus.

Schon jetzt war Loron jemand, den sie nie wieder hergeben mochte. Zu sehr hatte sie ihn und seine kleinen Zicken ins Herz geschlossen. Sie schwang sich vom Sattel und führte ihn in den Stall, er gähnte, sie lächelte.

Sie nahm einiges Stroh in die Hand, wehrte die Versuche vom Stallburschen ab, es doch selbst machen zu können und strich Loron dann kräftig über die Flanken. Sie wollte nicht, dass er krank wurde, weil sie sich nicht kümmerte.

Entkräftet, aber glücklich ging sie zurück zum Gasthaus, ein heißes Bad würde ihr gut tun und die Verspannungen lösen.
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Alt 16.03.2009, 17:07
#6
Elayne Bryne
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Ein schwerer Seufzer entglitt ihrer Kehle, als sie die Wand hinter Riane betrachtete. Die Karaffe in der Hand hing sie ihren Gedanken nach und ignorierte Rianes fröhliches erzählen mit anderen Gästen.

Das Treffen war eine Katastrophe. Abgesehen davon, dass die persönlichen Differenzen zwischen Caitlynn und Kalian ein Störfaktor, jedoch ihre Worte nicht ganz falsch waren. Temperamentvoll ist sie jedenfalls.

Das er nun, laut ihren Worten, der hohe Lord ist, scheint eine nicht ganz so erfreuliche Angelegenheit zu sein.

Felris Invalon und Kalian Karex als Mitglieder eines Rates, der Wissen sammelt und an alle Mitglieder weiterleitet?

Unwahrscheinlich, dass dies ein guter Zusammenschluss ist. Weiteres müsste sie mit Ramirez besprechen, er würde den letztendlichen Kommentar geben.

„Habt danke Riane, für ein so gutes Mahl“, sprach sie dann mit schwerer Stimme und erhob sich, nachdem diese sie etwas verständnislos betrachtet hatte.

Ihr Rückweg würde sich zu Fuß gestalten müssen, sollte sie den unangenehmen Schmerz doch diesmal aushalten. Ihr Weg führte sie aus dem lachenden Tala, dann nach Südosten.

Der Sohn des Karex folgte nun des Vaters Fußspuren. Wie töricht von ihm, nach dieser Bezeichnung des Hohen Lords, so zu tun, als sei er nicht das, wofür ihn viele halten.

Mittlerweile hatte sie das Tor passiert, welches zu den Zelten führte. Sie mochte den normalen Weg nicht, er fühlte sich unebener an, als die Grasflächen an der Küste. Mit verträumtem Ausdruck in ihren Augen schweifte ihr Blick immer wieder zum Meer.

Der Tod Arians kam überraschend, doch nicht gänzlich unerwartet. Ein sich bekennender Schwarzmagier, der im Herzogtum mit stolzen Schritten verweilte sollte sich nicht wundern, wenn ihm Fußfesseln angelegt werden. Sie seufzte, ein zufriedener, aber zugleich frustrierter Ausdruck ihrer momentanen Lage.

Auch wenn sein Tod auch in ihr Trauer auslöste, da er doch einmal ein guter und für sorgender Mensch war, sollte es der Welt nicht schaden, wenn er verschwunden bleibt. Am besten auch in seinen Nachfahren sollt dies nicht widerspiegeln. Doch dafür war es vielleicht schon zu spät. Man müsste beobachten und reagieren, so es nötig sein sollte.

Zumindest hatte Kalian einen kleinen Vorteil errungen, durch seinen Versuch Caitlynn zu helfen. Sich als Freundin von ihr auszugeben und an Elayne heranzutreten war ein kluger Schachzug. Schade nur, dass seine Verwandlung nicht dauerhaft gehalten hat und sie umso leichter durchschaute, dass hinter der angeblichen Frauenfassade ein Mann steckte. Wer dieser Mann war, musste sie nicht lange erraten. Durch Arian selbst wusste sie, dass Caitlynn und Kalian eine Beziehung pflegten.

Sie hatte mittlerweile die Bucht erreicht und Schritt im gemessenem Tempo an dieser Vorbei, gerade Wegs auf Fenisthal zu, wo ihr Heim war. Zumindest vorübergehend, bis sie sich ein eigenes Haus leisten konnte.

Das pochende Ziehen an ihrem Knie, welches sich von Zehe bis Hüfte vollstreckte, ignorierte sie gekonnt.

Auch wenn es um ihre gesellschaftlichen Ambitionen im Moment eher zweifelhaft stand, verzeichnete sie jedoch größere Erfolge in ihrem Beruf. Zumindest der Orden schien ein Ort, der ihr wohlgesinnt war.

Sie sah nun die ersten Giebel der Häuser über den Wald herausragen und ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Noch ein kurzer Abstecher zu Loron, der bestimmt nicht erfreut war, dass sie den Weg nach Britain ohne ihn genommen hatte.

Dafür würde sie morgen Früh einen großen Auslauf mit ihm unternehmen. Er sollte schließlich seine Umgebung kennen.

Loron wieherte beinahe aufgeregt und scharrte ungeduldig mit den Hufen. „Heute nicht mehr, Kleiner“, meinte sie dann liebevoll und strich ihm über die Nüstern. Sie verabschiedete den Stallburschen und ging dann zum Gasthof.

Dort angekommen fuhr sie mit den Fingern auf die Schreiben, Bücher und andere Schriftstücke, welche sich auf ihrem Schreibtisch befanden.

Ihre Hand fand zu einem kleinen Buch, welches alt und abgegriffen wirkte. Mit einem Lächeln öffnete sie es und ließ den Finger über die Seiten des Buches fahren, sodass diese wie in Sekunden schnellen ihre Worte offenbarten.

Bei einem blieb sie hängen und las es, jedoch formte ihr Mund die Worte ohne einen Laut zu erzeugen.

Donnernde Schritten hallen ab und nieder,
Die Gegner feiern die falschen Sieger.

Die Speere, das Schreien und das Heer,
es wartet ein Blutmeer.

Die Gewissheit versiegt für einen kleinen Augenblick,
doch dein Schein verrückt nicht.

Deines Pferdes Hufe beeindruckt mehr,
als das Getöse des feindes Heers.

Es war mehr eines der kriegerischen Gebete, die sie gefunden hatte, doch war es schön. Es beschrieb die Anmut und das Können, welches Adoria vermittelte und auch von ihren Gläubigen erwartete. Sie sog tief die Luft ein und lies sie mit einem lauten Geräusch wieder frei.
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Alt 18.03.2009, 20:19
#7
Elayne Bryne
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Das Kissen schlug gegen die Wand ein, als Elayne wahrscheinlich zum zigsten Mal aus ihrem Schlaf erwacht war. Einen wütenden Aufschrei erstickend schwang sie die Beine aus dem Bett. Das Kissen war mittlerweile an der Wand hinunter gerutscht und offenbarte einige Federn, die mit der Spitze hervorblitzen.

Ihr Blick glitt aus dem Fenster, welches sich gegenüber dem Bett befand. Der Mond schien schwach, bedeckt von den Wolken, sodass nicht mal das Treiben draußen ausreichend verfolgt wurde.

Die Wunde, welche sich vor einigen Stunden an ihrer Stirn befunden hatte, existierte nicht mehr, lediglich der Rest des Blutes, welche seine Bahn seitlich an ihrem Kopf genommen hatte, zeugte von der Existenz des Überfalls.

Sie fuhr sich mit der linken Hand über die Stelle und sog die Luft ein, obwohl die Wunde nicht mehr existent war, könnte sie schwören, dass sie noch immer vorhanden war. Auch das Pochen in ihrem Kopf ließ sie an ihrem Verstand zweifeln.

Was war passiert? Wie konnte jemand sie so schnell überwältigen, obwohl sie, welches sie selbst dachte, eine doch recht schnelle Reaktion in Bezug auf das Beschwören von Zaubern hatte.

Und warum hatte sie den Schlag abbekommen, der sie in diese unheimliche und besorgniserregende Ohnmacht versetzt hatte?

Vercín musst einen Schrecken bekommen haben, nachdem sie aus dieser Ohmacht mit Angst erwacht. Angst vor etwas, von dem er nichts wissen konnte. Was schon längst geschehen war.

Und sie doch jetzt wieder einzuholen schien, das sie verdrängt hatte und auf ewig in die untersten Winkel ihrer Gedanken verbannt hatte.

Ein einfacher Überfall, der sie Gold kostete, nicht mehr, konnte sie so aus der Fassung bringen? Dabei waren Überfalle bekannt, jeder wusste um die Gefahren, wenn er die sichere Stadt verließ. Und doch.

Das zahnlose Lachen und das schallende Gelächter tausender klangen immer noch in ihren Ohren. Nein, heute würde sie nicht mehr schlafen können. Erschöpft stand sie auf und bahnte sich, ungelenk, einen Weg zum Fenster. Mit dem Kopf gegen den Rahmen gelehnt, blickte sie gedankenverloren auf das umliegende Land und die vereinzelten Häuser, die sich vor ihr auftürmten.

Es ist nichts geschehen, nichts passiert, Vercín bezeugte es dir. Dir fehlte nichts, außer, dass du einen herben Schlag gegen den Kopf bekommen hast und dein Mantel zerfetzt, deine Kleidung verdreckt ist. Es lief wie ein Mantra in ihren Kopf. Das dumpfe Gefühl von Panik und Angst versuchte sie zu ignorieren.

Nein! Sie durfte sich nicht schon wieder diesem Gefühl hingeben. Sie musste es endlich überwinden, daran führte nun kein Weg mehr vorbei. Mit zittrigem Atem stieß sie sich vom Fenster ab und blickte sich um, sie fühlte sich wie zerrissen.

Schnell entzündete sie die Kerze, schlich jedoch wie ein Kater auf Streichzug von der einen Seite des Raums zur anderen, die Hand nachdenklich am Kinn, die Haare zerzaust und der Blick gehetzt.
In einer unschlüssigen Bewegung ließ sie sich auf den Boden nieder, ungeschickt und ein kurzer Schmerzensschrei entfuhr ihr, als sie zuviel Gewicht auf ihr linkes Knie gelegt hatte. Sie brauchte Konzentration, Ruhe, vielleicht auch ein gutes Gespräch oder ein zwei Liter Wein; jedoch würde sie sich erstmal auf das konzentrieren.

Sie zwang sich mehrere Male einzuatmen und fühlte sich lächerlich. Fast beobachtet. Mit einigen unruhigen Bewegungen brachte sie sich in die richtige Position, die Beine überkreuzt, die Arme an der Seite hängend.

Als sie ihre Augen schloss, blitzten ungebetene Bilder hervor, mit verbissener Miene und angespanntem Kiefer versuchte sie diese zu verscheuchen, zu ignorieren.

Noch einmal sog sie die Luft tief ein, es half nichts. In einem Versuch, sich zu beruhigen, schüttelte sie kurz ihre Hände.

Sie versuchte jeden Gedanken zu verscheuchen, kein Gedanke, kein Bild, keine Erinnerung, nur Sie, das Hier und das Jetzt. Die Augen auf die Innenseite ihrer Lieder gerichtet, stellte sie sich vor, dass alles, was sie sah, von einem schwarzen Rand erfasst wurde. Mit quälender Langsamkeit breitete sich das schwarz in ihrem Auge aus, kein anderes Bild, kein Gedanke ging von ihr aus.

Langsam aber sicher verwandelte sich das schwarz in dünne Fäden, in kleine, von vielen Seilen getränkte Stränge, welche sich scheinbar um sie herum konzentrierten und doch andere Mittelpunkte zu haben schienen. Farben schienen nun nicht mehr existent, es war kein schwarz mehr.


Ein Lächeln, ein beruhigtes und friedvolles Lächeln trat auf ihre Lippen. Nach einer Weile, wo sie jedem Strang, welchen sie sehen konnte, gefolgt war, öffnete sie vorsichtig ihre Augen. Doch zu ihrer Bestürzung verschwanden die Stränge, zersprangen in kleine Teile und formten die Wirklichkeit, in welcher sie sich nun wieder befand.

Doch das war es ihr Wert, auch wenn das nagende Gefühl der Panik wieder ihre Kehle hoch kroch, fühlte sie sich beruhigt und sicher.
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Alt 18.04.2009, 23:45
#8
Elayne Bryne
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Ihr Blick legte sich auf das Meer, welches hörbare Wellen gegen die Küste schlugen und sich wieder brachen. Würde sie sich an einer Stelle befinden, wie weit mehr von der Küste entfernt ist, wäre sie nicht in der Lage, dass beruhigende Rauschen zu hören.

Es war einer dieser Gründe, warum sich der Aufenthalt an oder in diesem Steinkreis als eine Entspannung darstellte. Abgesehen davon, dass er perfekt zum Meditieren geeignet scheint, verbindet sie doch schon jetzt ein Erlebnis mit diesem Ort. Ein kurzes Schmunzeln drang auf ihre Lippen.

Sie brauchte die Ruhe, den Frieden, den ihr die Meditation, das Meer und das Gewebe zu geben vermochten. Auch wenn sich ständig dieses kleine, nagende Gefühl des Kummers in ihre Gedanken einschlich. Doch bei einer Sache war sie sich immer gewiss und es hätte nie an ihr rütteln können.

Mit einem Seufzen schlichen ihre Gedanken zu dem Tag, an dem Ramirez gepeitscht und verletzt wurde und Denos, mutig, sowie töricht den ersten Schlag abfing.

Salachain, hallte es in ihren Gedanken wieder, den Namen schien sie dabei auszustoßen, wie Gift. Seine Handlung war keine, die von Adoria akzeptiert worden zu scheint.

Sonst würde er leben und sie, auf Grund ihrer Widerworte – so wie er es Prophezeite – von Adoria persönlich gerichtet. Sie lebte aber noch. Ob Adoria ihn zu sich geholt hat?

Elayne bezweifelte es. Immerhin wollte Adoria Gerechtigkeit derer, die sich nicht Rächen, sich nicht selbst wehren konnten. Was nütze ein Paladin, ein – eigentlicher – Streiter Adorias, wenn er sich an ihrer Seite befindet?

Zumal sein Tod nicht einer eines ehrbaren Kriegers war, der von einem überlegenem Gegner durch List und Taktik geschlagen wurde und sein Tod deshalb keine Schmach war. Nein, dies war nicht der Fall.

Sie schüttelte sacht den Kopf und ihre Gedanken widmeten sich prompt ein anderes Thema.

Valarian war am blühen, es war eine schöne Stadt, die zwar noch Häuser benötigte, doch auch Zeit war ein Faktor, der hier berücksichtigt werden musste. Auch wenn sie sich sehnte, bald selbst ein Haus dort zu haben, war es ein Vorhaben, welches in die Ferne gerückt wird.

Zumal sie sich vorstellte, dass Ramirez eine Wache vor ihre Tür stellen würde. Obwohl sie ihn für sein zu Fürsorgliches Verhalten strafen wollte, vermochte sie es nicht, länger Wut auf ihn zu spüren, obwohl er ein solch … ja schon hinterhältiges Benehmen an den Tag legte.

Ihr wurde immer noch ganz flau und übel, als sie an die Situation dachte. Es war nichts, was andere anging. Seinen Posten als Großmeister zu missbrauchen, damit man seinen Neugierden als Vater nachgehen konnte.

Dennoch, Caitlynn war anscheinend jene, welche Ramirez dann letztendlich auf den Pfad der … nunja, Wahrheit gebracht hat, obwohl sie niemals gelogen, lediglich ausgewichen war. Aber naja, Neugierde war, wenn sie falsch benutzt wurde, eine Eigenschaft, die … egal.

Vielmehr machte ihr die Situation mit Caitlynn zu schaffen. Sie hatte, ja – ein Pluspunkt für ihn – durch Ramirez, erfahren, dass sie den Brief nie bekommen hat.
Sie wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, warum Kalian den Brief noch nicht übergeben hatte, hatte er vielleicht seine Gründe. Sie war ihm … nicht negativ gesinnt, doch beäugte sie ihn einfach, weil er in ihrer Nähe war.

Eine andere Sorge bereitete ihr Victoria. Wann würde Ramirez wohl sagen, dass jedesmal, wenn Victoria über die Stränge schlug, sagen, dass sie für ihre Vergehen bestraft werden würde? Heimlich hatte sie mit sich eine Wette laufen.

Nicht nur, dass sie äußerst temperamentvoll und leichtzüngig war, sie hatte scheinbar ein Problem, ähnlich wie Rajanh, sich zu entscheiden. Denos Gemurmel im Delirium offenbarte deutlich, was er für Victoria empfand. Sie hatte nichts dazu gesagt, noch nicht.

Sowieso. Sie musste mit ihr reden, nicht nur wegen dem Debakel, welches sich, leider auch zu öffentlich, durch die Reihen der Yil’Daner zieht.
Sie schüttelte erneut den Kopf, ihr Blick klärte sich und langsam, aber sicher sah sie die Fasern des Gewebes und jeglicher unwichtiger Gedanke zog sich aus ihrem Kopf.
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Alt 16.06.2009, 05:04
#9
Elayne Bryne
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Eide, Schwüre, Versprechungen. Sind sie es wert, nur des Wertes wegen, eingehalten zu werden?
Kann man sich auf ein Versprechen berufen, dass vor langer Zeit gemacht wurde? Ein Schwur, der in falschen Bedingungen geleistet wurde? Eide, die bindend sind?
Gibt es das bindende Wort? Wörter sind nur die aneinander Reihung der Buchstaben, die wir benutzen und sie sind flexibel. Kann ein Wort Bestand haben, wenn es aus solch unzuverlässigen Quellen geformt wird?


Vorübergehend hielt sie sich im Gasthaus nahe des Badehauses auf. Sie wollte vorerst kein Risiko eingehen und bei Beladinon übernachten. Zu ungekannt sind die Konsequenzen.
Nun stand sie also an einem Fenster, das auf die Stadt Britain zeigte. Sie konnte gar nicht zählen, wie oft sie schon in einem Gasthaus übernachten musste.
Jedoch bald würde sie, wenn es Zeit und Mittel erübrigten, einen neuen Schritt, einen Neuanfang wagen. Und das hoffentlich nicht alleine.
Still und anstandslos hatte sie sich aus dem Orden entfernt und hoffte, was es zu wagen gab.
Neue Aufgaben müssten sie nun erst mal beschäftigen. Haus, Möbel, Forschung … und anderes, worüber sie nicht nachdenken konnte – wollte -, da Ungewissheit in großen, feingeschwungenen Lettern förmlich darauf nieder geschrieben wurde.
Sie hoffte sie würde von ihren ehemaligen Ordensmitgliedern – ihren Freunden – keine harschen Worte, keine Feindseligkeit vernehmen und ernten. Sie hoffte es sehr.
Allen voran musste sie aber wieder mehr Ordnung in ihr Leben bringen. Zu sehr hatte sie sich in letzter Zeit zurück gezogen gehabt. Dinge waren geschehen, die sie bis auf ihre Knochen beunruhigten. Sie hatte vernachlässigt, was nicht hätte vernachlässigt dürfen und ignoriert, was sie einiges kosten könnte.
Mit einem Gedanken verscheuchendem Schütteln ihres Kopfes wandte sie sich vom Fenster ab, das karge, doch trotzdem einladende Zimmer war klein, aber es gefiel und würde vorerst seinen Dienst tun.
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Geändert von Elayne Bryne (16.06.2009 um 08:14 Uhr).
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Alt 14.07.2009, 12:48
#10
Elayne Bryne
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Mit verbissener Miene blickte sie aus dem Fenster, die Straßen von Britain waren sauber. Doch ihre Gedanken schienen dieser Ordnung nicht zu folgen, wirr und zu durcheinander.
Die Verhandlung, in der über sie gerichtet werden soll, beschäftigen ihre Gedanken. Sie schüttelte ihren Kopf, eine Farce. Wäre sie doch gegangen, auch wenn sie sich ihren Eid hätte lösen lassen.

Im Grunde wurde sie nur bestraft, weil sie nicht umsichtig genug war, den Eid von Ramirez zu lösen.
Ihre Gründe waren immer noch die gleichen. Hatte sie doch zu oft die Unterschiede gemerkt, die sie und den Orden trennten. Seien es die Traditionen, an die, wie es von ihr erwartet wurde, sie sich halten sollte. Oder die Gebetskreise zu Nephar, denen sie niemals geistig beiwohnen konnte.
Sie war aus ihrem Glauben gegangen, nicht zuletzt der Konfrontation, die sie ständig vor Augen sah, seit der Paladin Ramirez gepeitscht hatte.
Um ihren Glauben ausleben zu können, musste sie raus. Unbedacht, hatte sie den Weg gewählt, sich ohne großes Aufsehen aus dem Orden zu entfernen. Doch hätte er sie aus ihrem Eid gelöst, wenn sie gefragt hätte?

Hätte er wieder versucht, durch seine Wort-Umdreherei, wie er es schon einmal bei ihr Tat, sie zum bleiben zu zwingen? Das wusste sie nicht.
Doch würde sie es ihm zutrauen, so wie sie ihm zutraut, ihr auf der Verhandlung ebenfalls das Wort im Mund umzudrehen. Dafür war der Vertrauensbruch, den er an ihr begangen hatte noch zu frisch, war etwas, dass sie hätte, nach ihrem Glauben rächen müssen.

Allein aus dem Grund, weil sie ihm nichts von ihrer Beziehung zu Beladinon erzählte, ließ er sie so ins Messer laufen, beschämte sie so vor Novizen, Personen, vor denen sie ihre Stärke beweisen musste?
Es war zwar ein kleines Ereignis, doch wollte sie nicht wissen, wie er bei größeren Ereignissen zu reagieren vermochte. Hinterhältig und unfair. Retourkutsche, hatte er es genannt. Niemals könnte sie unter einem solchen Großmeister stehen und sich Befehle geben lassen, wenn er Worte wie Gerechtigkeit und Fairness nicht kennt. Niemals wieder würde sie ihren GLauben wegen einem solchem Mann verraten.

Obwohl er versucht hatte, nach diesem Vorfall, eine Freundschaft zu ihr aufzubauen, hat sie sich ihm noch reservierter und distanzierter gezeigt, als es für sie normal war.
Und Beladinon? Sie hoffte, er würde keine Bande mit seinem Vater brechen, auch wenn sie Ramirez nie wieder respektieren könnte. Von Ehre und Vertrauen spricht er.
Doch sie würde sich seinem Urteil stellen. Sie würde ihre Weste reinwaschen, von jedem Vorwurf und würde nie wieder ein Fuß auf die Insel setzen, so lange, nun, bis die Zeit wieder reif sein würde.

Körperlich, ja, körperlich würde sie die Strafe annehmen, doch könnte sie nie die Strafe mit dem Herzen annehmen, sonst würde sie ihren Glauben in Frage stellen.

Sollte er sie bestrafen, dass sie, ohne ihre Eid zu lösen, aus dem Orden trat;

sollte er sie bestrafen für das wie.

Doch sollte er niemals ihre Gründe bestrafen,

niemals bestrafen für das warum.
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