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Alt 25.07.2002, 09:51
Zurück zum Ursprung
#1
Seylarana Ryell
Gast
 
Beiträge: n/a
Vom Hügel gesehen, wirkte Brit klein und unbedeutend. Selbst von dieser Entfernung, ohne Fernglas, waren die Straßen leer und wie ausgestorben. Wie sich alles verändert hatte...
Sey machte es sich im Gras gemütlich und genoss weiter die Aussicht und besonders die Distanz zur Stadt. Sie hatte sich lange hier hinauf gequält, bevor sie diesen Anblick genießen konnte. Der Bauch, inzwischen unübersehbar rund, wurde von ihrer blutroten Robe und ihren zärtlichen Armen gewärmt. Sie blickte an sich herunter und lächelte sanft.
"Diese Stadt ist nicht mehr, was sie einmal war", flüsterte sie leise. "Verbrecher, Bettler und Gesoxe wohin man schaut." Leicht schüttelte sie den Kopf. "Dort sollst du nicht groß werden."
Sey hatte seit sie ihre Häuser endlich verkauft hatte, Wochen im Wald verbracht, dort geschlafen, dort Nahrung gesucht und es ging ihr prächtig, trotz der Schwangerschaft. Sie hatte ein neues Haus in Auftrag gegeben, aber sie hatte es nicht eilig dort einzuziehen und so ärgerte sie sich nicht weiter über die lange Wartezeit, die sie schon hinter sich hatte. Das Kind würde bald zur Welt kommen. Sie brauchte nur einen geschützten Ort für die Geburt, der Rest war ihr egal. Sie hatte genügend Zeit im Wald verbracht, um mit Leichtigkeit auf sich gestellt überleben zu können und auch um ein Kind versorgen zu können.
"Im Wald ist es alle mal besser, als in so einer Stadt", murmelte sie. "Ich wünschte, Tarnum wäre da und würde für Ordnung sorgen." Darauf hin schmunzelte sie.
Sie dachte in der letzten Zeit viel an vergangene Zeiten. All die alten Freunde, die fort waren oder die sie nur noch selten sah. Es bekümmerte sie.
Langsam erhob sie sich, auf ihren Stab gestützt und machte sich wieder an den Abstieg, hinunter und zurück in den sicheren Wald.
"Was kümmert mich Britain", murmelte sie lächelnd. "Wichtig bist allein du."
Sie streichelte ihren Bauch und ging dann langsam den Hügel hinab...
 
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Alt 31.07.2002, 21:11
Das Kind
#2
Seylarana Ryell
Gast
 
Beiträge: n/a
Der Mond stand voll und hell leuchtend am Himmel. Die Nacht war sternenklar und voll der Geräusche des Waldes. Sonst Stille. Eulen riefen, Grillen zirpten und in der Ferne hörte man das Heulen eines einsamen Wolfs. Nichts erschien in dieser Nacht ungewöhnlich. Dann durchschnitt ein markerschütternder Schrei die Geräuschkulisse des Waldes. Der Schrei war so laut, dass schlafende Vögel erschreckt aufflogen und in der Nacht verschwanden.
Der Eisentopf rollte in das Feuer, Funken stoben davon als er auf seinen Boden fiel. Sey, die Hand noch in der Haltung, in der sie den Topf ans Feuer stellen wollte, krümmte sich unter unvorstellbaren Schmerzen, die wie Wellen durch ihren Körper brandeten.
Das Kind! schoss es ihr durch den Kopf, Das Kind kommt!
Sie versuchte Ruhe zu bewahren. Sie hatte es geahnt. Bereits am gestrigen Tag, als sie ihre Habe für eine Weile bei Visi gelassen hatte, hatte sie geahnt, dass das Kind nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Sie taumelte unterdrückt stöhnend auf das vorsorglich errichtete Lager zu, auf dem sie das Kind bekommen wollte. Sie hatte keine Angst. Die Kleider glitten wie von selbst von ihrem Körper, dann ließ sie sich auf den Decken nieder. Stunden der Schmerzen vergingen. Irgendwann platzte ihre Fruchtblase und ein Schwall heißer Flüssigkeit durchnässte das Lager und ihre Beine. Seys Hände gruben sich in den Waldboden. Nachdem sie sich an die Schmerzen, die in immer kürzeren Abständen kamen, gewöhnt hatte, unterdrückte sie die Schreie und ertrug es stumm, mit zusammengepresstem Kiefer und einem Schweißfilm auf ihrem Körper.
„Du hast es sehr eilig.“
Sey lächelte nur verzerrt und hielt die Augen geschlossen. „Und du... hast dir Zeit gelassen, Schwester.“
Papheme schritt anmutig aus der Dunkelheit auf Sey zu. Als würde sie keinerlei Hitze oder Schmerzen spüren, griff sie ins Feuer und fischte den Topf heraus. Sie platzierte ihn am Rand des Feuers, vollzog eine lässige Handbewegung und der Topf füllte sich mit Wasser, das kurz darauf zu kochen begann. Aus ihrem Rucksack fischte sie saubere Tücher.
Die folgenden Stunden waren eine Qual für Sey. Einzig Paphemes Anwesenheit spendete ihr Trost. Die Priesterin hielt ihre Hand, wechselte die heißen Tücher, die Seys Unterleib entkrampfen sollten und redete leise mit der werdenden Mutter, die die Schmerzen stumm ertrug. Dann war es soweit. Sey bäumte sich mit weit aufgerissenen Augen auf. Außer einem leisen Stöhnen, ließ sie keinen Schmerzlaut zu. Papheme ging um sie herum und hockte sich zwischen ihren gespreizten Beinen hin. Sie wechselte noch einmal die heißen Tücher und legte weitere, trockene bereit. Dann winkelte sie Seys Beine an und schob sie, so weit es der jungen Frau angenehm war, auseinander.
„Es ist soweit“, flüsterte sie mit dunkler, beruhigender Stimme. Sey keuchte, als die Priesterin vorsichtig das Kind in ihr mit der Hand ertastete. „Los, Schwester, streng dich an!“ befahl sie barsch, als Sey sich erschöpft niedersinken ließ.
Seys Körper verkrampfte sich bis zum Äußersten, als sie zu pressen begann. Ihr Körper war schweißnass und sie zitterte vor Anstrengung. Sie spürte, wie etwas großes langsam aus ihr hinausglitt und sie geriet etwas in Panik.
„Sssscht...“ machte Papheme beruhigend. „Ich sehe schon den Kopf, hör nicht auf, Seylarana!“ Ihre Hände legten sich um den Kopf des Kindes und jedes Mal, wenn Sey presste, half sie behutsam ziehend nach.
Sey stieß einen lauten Seufzer aus, dann glitt das Kind aus ihr hinaus und in Paphemes Arme. Völlig erschöpft, verschwitzt und mit wirren Haar, das ihr im Gesicht klebte, ließ sich Sey sinken um auszuruhen. Sie lächelte matt, mit geschlossenen Augen, als sie das Kind, ihr Kind, schreien hörte.
Papheme lächelte und hielt das Kind hoch, nachdem sie es entnabelt hatte. „Es ist ein Junge.“
Sie badete das Kind im inzwischen lauwarmen Wasser des gusseisernen Kessels und wickelte es in die Tücher. Dann legte sie das Baby in Seys Arme. Glücklich schmiegte diese das kleine Wesen an sich. Das Kind griff instinktiv nach ihren prallen Brüsten und Sey stillte es.
Papheme sah ihnen mit einem stillen Lächeln zu und breitete dann eine Decke über Sey. „Ich werde bei dir bleiben, bis du zu Kräften gekommen bist.“
Sey blickte sie müde aber glücklich an. „Ich danke dir...“ Die Priesterin lächelte nur. Sey lächelte das Kind an ihrer Brust an. „Marek Cu’ri Ryell...“ hauchte sie den Namen des kleinen Jungen.
Stille kehrte wieder in die Wälder ein, als wäre nie etwas geschehen
 
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